VORGESCHICHTE
Auf einem undatierten Foto (ca. 1969) sieht man den künftigen Sammler (unser ex-Kollege möchte explizit nicht genannt werden) mit einem ersten Fundstück an seinem Kinderschreibtisch in der Stübbenstraße in Dortmund. Damals noch ohne Probe der entsprechenden Biersorte und ohne Sammlungsabsicht.

Erste Begegnungen mit Bierdeckeln gab es in dieser Zeit vor allem bei den Großmüttern. In Dortmund im Küchenschrank wurden sie als Untersetzer vorrätig gehalten. In den Ferien in Saalhausen (Kreis Olpe) waren sie Hinterlassenschaften von Opa, Onkeln, etc. und befanden sich als kleiner Stapel in einem Schrank im Biedermeierzimmer. Sie dienten als Spielzeug bei schlechtem Wetter und erweiterten den kindlich begrenzten Bierhorizont jenseits der damals in Dortmund geläufigen Marken um Irle, Isenbeck, Bitburger und andere exotisch klingende Namen.
Besondere Bedeutung erfuhren die Bierfilze 1969 im Vorfeld der auch als Euroflor bezeichneten Bundesgartenschau im Westfalenpark. Die Hansabrauererei brachte eine Sammeledition heraus und nun galt es zwei zueinander passende Deckel, die zusammen eine Pflanze ergaben, zu ergattern und einen Preis zu gewinnen. Das war nun ganz spannend für Oma und Kind, führte allerdings leider nicht zum Erfolg. Der erhaltene Teil der damals gesammelten Deckel kann hier in der Ausstellung besichtigt werden.
DIE MENGE
Am Anfang gab es ein überschaubares Häufchen. Hinterher nervten die losen Deckel im Küchenschrank und der Großteil der Sammlung wurde in ein Postpaket im Keller ausgelagert. Und immer, wenn es im Schrank wieder eng wurde, kam im Keller ein Päckchen oder Kästchen (hinterher waren es Schuhkartons) dazu. Vor überbordendem Staubedarf schützte das Kriterium »selber getrunken«. Also konnten Angebote, Deckel mitzubringen oder zu tauschen immer abgewehrt werden. Der Sammler erzählt: »Nur einmal hat ein lieber Kollege am Fachbereich Design mich mit einem Doppelgeschenk überlistet. Er brachte aus dem Urlaub eine Schweizer Bierflasche und zwei passende Deckel mit.«
1.600 Bierdeckel = 1600 Bier à wieviel Euro? Hierzu der Sammler: »Dem muss ich mich natürlich stellen und kann meinerseits nur mit über 50 Jahren genussvoller Neugier kontern. Viel Reisetätigkeit auch in entlegene Winkel Deutschlands, eine explizite Bavarophilie und eine gewisse Trinkfreudigkeit will ich dabei nicht in Abrede stellen.«
AUSSTELLUNGSIDEE
Hier der gekürzte Bericht des Sammlers: »Vor ca. 30 Jahren kam ich mit dem Kollegen Bernd Dicke, damals Leiter der Druckwerkstatt, auf die Idee eine Bierdeckelausstellung zu veranstalten: »Sollte ich es schaffen im Fachbereich altersbedingt in Rente gehen zu können, wollte er das Ausstellungsdesign und die Präsentation besorgen und ich die Bierdeckel und einen Schluck zu trinken. Bernd würde dann ein halbes Jahr nach mir in Rente gehen. Also passte das. So war unser Plan. Bierdeckel schienen uns ein interessanter Mikrokosmos der Gebrauchsgrafik zu sein. […] Man sieht Arbeiten und Kampagnen größerer Agenturen und fast schon selbstgemachte Laiengrafik. Viele Deckelmotive überdauern Jahrzehnte, manchmal wurden im Laufe der Jahre nur Internetadressen ergänzt. Und oft findet sich Grafik aus längst vergangenen Jahrzehnten. Natürlich eignet sich das Medium auch zum Nachvollziehen von Logo- und Markenentwicklungen. Auf jeden Fall passt dieses Randthema der Gestaltung auch an einen Designfachbereich.[…] Leider hat der Kollege Bernd Dicke diese Ausstellung nicht mehr erleben können, aber beim Gedanken an die Ausstellung hatte ich ihn kaum mal einen Moment nicht im Sinn. Danke, Bernd!«
AUSSTELLUNGSTEAM
Geholfen haben viele. Allen einen großen Dank! Besonders zu erwähnen ist Bianca Reimann, die die Rolle von Bernd Dicke in Druckwerkstatt und Ausstellung übernommen hat, und ohne die die heutige Ausstellung nicht zustande gekommen wäre. Und natürlich auch Juliander Enßle, Leiter der Fotowerkstatt, der mit Einsatz und Expertise für die Reproduktion der Deckel und das Gelingen der Ausstellung gesorgt hat.
























