machine ID – yellow dots and spying printer / Fee Sternkopf und Julia Strzyzewki

Nahezu alle Laserdrucker hinterlassen einen unsichtbaren Code, wie eine Art Wasserzeichen, auf jedem ausgedruckten Papier. Der Code besteht aus winzigen, gelben Punkten, die rasterartig angeordnet bis zu 150 mal auf einem DIN A4 Blatt zu finden sind, auch auf dem sonst nicht bedruckbaren Rand, und gibt Auskunft über Uhrzeit und Datum des Drucks, sowie Hersteller und Seriennummer des Druckers. Weil dieser sogenannte “Yellow Dots Code” nur unter Vergrößerung oder Schwarzlicht sichtbar wird, ist er den meisten Nutzer*innen nicht bekannt.

Die Yellow Dots bedeuten eine Einschränkung der Privatsphäre und machen anonymes Drucken unmöglich. Aktivist*innen entwickelten eine Tabelle, mit deren Hilfe der Code entschlüsselt werden kann, und programmierten eine Software, die die leeren Rasterstellen mit Fake-Dots auffüllt, um ihn zu verfälschen. Der Yellow Dot Code wurde im Jahre 2004 an die Öffentlichkeit gebracht, trotzdem wissen nur die wenigsten von ihm. Es ist nicht möglich, ihn im Gerät auszuschalten und es ist davon auszugehen, dass es noch weitere, nicht bekannte Codierungen auf Druckerzeugnissen gibt.

Mit dem bloßen Auge sind diese, auch „Yellow Dots“ genannten Punkte nicht sichtbar, doch mit Hilfe von Schwarzlicht und einer Lupe zeigen sich die bisher unbemerkten Informationen. Weder in den Handbüchern zu den Geräten, noch in Pressemitteilungen der Firmen wird auf die Existenz hingewiesen. Dementsprechend gibt es auch keine offiziellen Tabellen zur Decodierung dieser Punktmuster.

Unsere Recherche hat ergeben, dass einige Papiere tatsächlich diese oben genannten Punktmuster aufweisen. In Zeiten, in denen Datenschutz mehr denn je diskutiert wird, wollen wir mit unserer Kunstinstallation auf den geheimen Datenmissbrauch hinweisen.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir einen Drucker kontinuierlich – scheinbar – weiße Blätter ausdrucken lassen, welche herausfallen, dann unmittelbar von einem Schredder zerstört werden und sich in Schnipseln auf einem Haufen sammeln.

Die Szenerie wird von einer Kamera überwacht, unter ihr eine Uhr, über die man Datum und die sekundengenaue Uhrzeit erfährt.

In einem Raum nebenan befinden sich diverse Monitore. Man sieht die Live- Perspektive der Kamera und verschiedene Nahaufnahmen der gedruckten Papiere. Die dunkle Beleuchtung, der Keller, sowie die Überwachungskamera verstärken Unbehagen und den Eindruck einer Bedrohung.

Um sensible Daten auf Ausdrucken zu vernichten, verwendet man Schredder. Danach werden die Schnipsel in den Papierkorb geworfen und gelten dann als vernichtet.

Der Haufen mit dem Schredder in der Installation wächst. Im Nebenraum befinden sich mehrere Monitore, wie in einem Überwachungsraum. Auf Ihnen erkennt man nicht nur die zeitgleiche Übertragung der Kamera aus dem anderen Raum, sondern auch Nahaufnahmen, die den Druckvorgang aus verschiedenen Winkeln wiedergeben. Oben links ist die Drucksituation im Nebenraum inklusive der Betrachter zu sehen. Daneben sieht man, die fallenden Blätter.

Auf dem dritten Monitor sieht man  kleine Punkte auf dem Papier. Weitere Monitore informieren über MICs, ein Heft mit Druckproben diverser Geräte macht die sogenannten „Yellow Dots“ mit Hilfe eine Lupe und Schwarzlicht erfahrbar. Die „Yellow Dots“ sind ein klares Zeichen für Überwachung. Es ist niemandem möglich anonym zu drucken. Der Rezipient wechselt in die Rolle des Überwachenden, des Staates, des Kontrollhabenden. Er wird über die Weitergabe unsichtbarer Informationen aufgeklärt, die ihn möglicherweise in seinem persönlichen Leben betreffen.

Vor den Monitoren schlüpft er in die Rolle des Überwachenden und erkennt, dass die weißen Blätter ein Geheimnis tragen. Als Überwachender steht der Betrachter für die Regierung, die im tatsächlichen Leben diese Überwachungen angeordnet und entwickelt haben. Zusätzlich hat der Rezipient die Möglichkeit in einem Heft und mit einer Lupe selbst nachzuschauen, ob es die Punkte wirklich gibt.

Idee, Konzept, Text: Fee Sternkopf, Julia Strzyzewki (Objekt- und Raumdesign)
Seminar BAD IDEA mit Ulrike Brückner

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Installation mit Printer und Papierschredder. Im Sekundentakt läuft Papier durch den Drucker. Sobald das Papier aus dem Drucker kommt, wird es geschreddert.

 

 

 

 

 

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Lichtsituation während der Installation

 

 

 

 

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Überwachungsraum: Hier befinden sich weitere Informationen zum Thema und zur Installation. Hier kann auch jeder seine eigenen, mitgebrachten Ausdrucke auf „Yellow Dots“ untersuchen mittels einer Lupe und Schwarzlicht.

 

Bilder von den Überwachungsvideos

 

 

Flyer für die Ausstellung der Installation. Die Installation wurde auf einem Happening öffentlich präsentiert. Jeder konnte seine eigenen Ausdrucke mitbringen und auf  „Yellow Dots“ überprüfen.

Studierende FH Dortmund / Prof. L. Harmsen

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