Kaum eine Technologie wird derzeit so intensiv diskutiert wie die rasanten Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Sie durchdringt heute nahezu alle Lebensbereiche und birgt ein gewaltiges Potenzial für gesellschaftliche Veränderungen. Im Frühjahr 2022, in dem mit der Einführung von Chat-GPT-3 ein solcher Meilenstein erreicht wurde, sorgte Google AI-Ingenieur Blake Lemoine für Aufsehen in der Technologie-Welt, als die Washington Post ein Interview mit ihm veröffentlichte, in dem dieser behauptete, dass das von Google entwickelte K.I.-System „LaMDA” von sich selbst behauptete, ein Bewusstsein entwickelt zu haben. Die Frage, die sich dabei stellt, ist nicht, ob diese künstliche Intelligenz tatsächlich Selbstbewusstsein entwickelt hat, sondern vielmehr darum, wie eine solche Entwicklung festgestellt werden will. Glaubt man den Futuristen und Anhängern, sogenannter „starker KI“, ist es nur eine Frage der Zeit, bis tatsächlich so eine KI existiert. Sollte jedoch schon jetzt wahr sein, was Lemoine behauptet und er nicht, wie manche Experten erklären wollen, von einer hochwirksamen Software getäuscht wird, dann stellen sich Fragen nach ihren Rechten. Wenn diese künstliche Intelligenz sich selbst als moralisches und ethisches Wesen betrachtet, ergeben sich weitreichende moralische Implikationen. Kann ein Unternehmen sie besitzen? Kann sie von diesem ohne ihre Zustimmung genutzt werden? Wird sie gar versklavt?
Sensationsgetriebene Diskussionen über Künstliche Intelligenz drehen sich häufig um die Frage, ob der Mensch die Kontrolle über K.I. behält oder von ihr — beispielsweise in Form einer Superintelligenz — beherrscht werden wird. Sie offenbaren die Notwendigkeit einer breiteren kreativen und philosophischen Diskussion über KI.
Diese Perspektiven repräsentiert vorrangig eine westliche Betrachtungsweise von Künstlicher Intelligenz, die auf einer seit Jahrhunderten bestehenden Überzeugung basiert – und auf René Descartes zurückgeht und als Objekt-Subjekt-Dualismus bekannt ist. Angesichts der Schwierigkeit bis hin zum Unvermögen, Bewusstsein wissenschaftlich zu belegen, stellt sich in CONVERGENCE/CONSENTIENCE die zentrale Forschungsfrage, ob wir die Antwort auf diese Frage in der Philosophie suchen müssen.
„Convergence Consentience“ stellt den Ereignissen um LaMDA Inhalte aus dem Buch „Maschinendenken/Denkmaschinen“ von Werner Künzel und Peter Bexte gegenüber, das 1996 veröffentlicht wurde und sich einer Genealogie der Computergeschichte aus der Perspektive der Philosophie widmet. Es blickt darin auf die Tradition der Computer-Kultur, insbesondere des Barocks und der Aufklärung zurück, in deren Geschichte eine lange Reihe — heute abwegiger — Konzepte von Maschinenerfindern und Konstrukteuren das sogenannte Maschinenparadigma ausmachten. So schlägt CONVERGENCE/CONSENTIENCE eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, worin auf der einen Seite ein neuzeitliches System, entgegen ihrer zugewiesenen Fähigkeiten, behauptet eine Person zu sein, während Lesende aus der anderen Richtung von einer vergangenen Kulturgeschichte erfahren, in der der Mensch sich selbst und die Welt, in der er lebte, als Maschine begriff. Das Wendebuch CONVERGENCE/CONSENTIENCE nähert sich dieser Thematik dabei thematisch und methodisch aus beiden Leserichtungen, der Gegenwart und der Vergangenheit an.
CONVERGENCE/CONSENTIENCE, Daniel Masullo
Endformat: 15,2×32,5 cm
Druck: Europrint Berlin, 5/5-farbig (Skala + Digitaldruck-Silber, US); 5/5-farbig (Skala + Digitaldruck-Silber, Inhalt)
Papier: PERGRAPHICA Classic Rough, Stardream (silver)
Umfang: 280 Seiten
Verarbeitung:Fadenheftung, dreiseitiger Beschnitt, Ecken abgerundet, Schrägschnitt am Bund, 21-fache Lochung auf Umschlag
Typefaces: Apparat, Avenue Mono, Eliza, Eurotica Bugs, IBM Plex Mono, Reckless Neue
Coaching: Prof. Lars Harmsen