Die audiovisuelle Arbeit von Matilda Greiner „I have, therefore I am” erforscht den Zusammenhang von Konsum und Identität anhand von Werbung auf Social Media und versucht, uns unsere eigene Beziehung zu unserem Selbst und unserem Bedürfnis nach neuer Kleidung vor Augen zu führen.
Die Werbeindustrie versteht sich gut darin, uns weiß zu machen wir seien unzureichend und verspricht uns, mit dem Kauf eines Produkts jemand anderes sein zu können. Eine interessantere, coolere, attraktivere und beliebtere Version unserer Selbst. Ein ich, was dazugehört und anerkannt wird. Ein ich, das begehrt, verehrt und geliebt wird.
Ausgangspunkt für die Arbeit „I have, therefore I am“ ist also ein Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit beim Betrachten von auf uns eigens zugeschnittener Werbung auf Social Media. Um dieses Gefühl erlebbar zu machen und es gleichzeitig zu markieren, werden schnell aufeinanderfolgende Ausschnitte von Werbeclips von Instagram mit emotionalem Soundtrack und einer entfremdeten KI-Stimme hinterlegt.
Die schnellen Schnitte sollen die Masse an Inhalt, mit der wir jeden Tag konfrontiert sind verdeutlichen. Es sind sowohl Clips zu sehen, die Kleidung bewerben, als auch solche, in denen die Outfits selbst augenscheinlich eine untergeordnete Rolle spielen, die ein bestimmtes Lebensgefühl vermitteln sollen.
Auch der Soundtrack untermalt mit einer Kick Drum im Viervierteltakt auf 145 BPM die Flut an Werbung und die Schnelllebigkeit auf Plattformen wie Instagram. Eine melancholische Melodie und die im Kontrast dazu kühl klingende Stimme der KI schaffen einen Kontrast aus Nähe und Distanz. Die Melodie soll die innere Sehnsucht ansprechen, während die KI ausspricht, was bei uns im Unterbewusstsein stattfindet und dem Ganzen durch ihre wenig emotionale Aussprache und zusätzlichem Hall etwas Befremdliches, beinahe Absurdes verleiht.
Das Video endet mit der Frage: „Am I?“ („Bin ich?“) und lässt die Betrachtenden mit der Frage nach ihrer konsumunabhängigen Identität allein. Wer sind wir ohne unsere Kodierung durch Kleidung? Wer sind wir, wenn wir dem Konsumwunsch nicht nachgehen? Sind wir wirklich weniger interessant, weniger liebenswert?
Aus dem Seminar: FOR SALE! Happy Shopping, BA Kommunikationsdesign
Seminarleitung: Ulrike Brückner